Clipper lernte ich 1988 während meiner Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann kennen. Leider war nicht Clipper, sondern dBase Bestandteil der Ausbildung. Also brachte ich mir Clipper Autodidaktisch selbst bei. 1990 war dies dann auch für den PC Teil mein Start ins Berufsleben. Ansonsten aber verdiente ich mein Geld auch am Großrechner an der damaligen IBM 3090e mit Cobol, IMS-DB und JCL. Dabei entstanden für einen Großkunden mehrere Programme zum Datentransfer zwischen Großrechner und Clipper Datenbanken.

1990 verwendete ich unter Clipper bereits ausgereifte Menüs nach SAA/GUI Standard und sehr schnell auch mit Fenstertechnik, wie sie unter Windows 3.x üblich war, weil ich schnell erkannt hatte, dass die Welt Richtung Windows GUI gehen wird. Die Clipper Programme hatten bei mir alle denselben GUI Standard als Grundgerüst. Im Rapid Design konnte ich so innerhalb von ein paar Stunden eine komplette Anwendung als Mockup für Kunden erstellen. Perfektioniert habe ich das Ganze indem ich meine eigene ClipperTools Suite (CLT) schrieb. Damit war es möglich, innerhalb von Minuten, ganze Anwendungen nach SAA GUI mit Fenstertechnik a la Windows zu generieren. Dann noch compilieren und linken, danach stand die Anwendung (ohne Eingabemasken). Das Ganze dauerte gerade mal ein paar Minuten. Mein Arbeitgeber war davon schwer begeistert, was sich auch finanziell zeigte.

Internet gab es damals noch nicht. Deshalb war die einfachste Quelle für Codebeispiele entweder Bücher, oder aber Mailboxen und die Compuserve Usergroups.

Später hatte ich mit PC und Datenbankprogrammierung einen ansehlichen Kundenstamm, den ich noch bis ca. 2004 betreute. Ab 1996 schrieb ich die Programme für die Kunden nach und nach auf Windows um. Gleichzeitig vollzog ich eine Basiserweiterung auf Oracle Datenbanken, OLAP und MLAP. Oracle DBA und Anwendungsentwicklung. Ich glaube 2005 gab ich schließlich mein Gewerbe aus gesundheitlichen Gründen auf. Die abnehmende Gesundheit hatte nichts mit meiner sehr aktiven Zeit zu tun, sondern mit MS wie es sich später rausstellte.

Bis dahin war es eine unglaubliche, erfahrungsreiche Zeit. Allerdings arbeitete ich bis zum Ende meines Gewerbes zwischen 16 und 20 Stunden täglich. 7 Tage die Woche. Kein Tippfehler! Zwanzig Stunden täglich. Oft schlief ich am PC ein, wachte nach 4-6 Stunden auf, wusch mich und ging ins Büro. Wieder Zuhause Kundenanfragen beantwortet, programmieren, schlafen, Job:  Eat, sleep, work, repeat.

Sowas geht natürlich nicht "Repeat until EOL (EndOfLife)". Mit einem Jobwechsel glich ich nach der Gewerbeabmeldung den monetären Verlust mehr als aus. Das extreme Powern über 15 Jahre trug explosionsartig seine Früchte. Ich würde heute jedem dazu raten 10-15 Jahre richtig zu powern und dann die Früchte zu ernten. Es lohnt sich.

Nachfolgend die Bücher und Software, die ich mir seinerzeit für Clipper gekauft hatte. Bis auf die Nachschlagewerke habe ich fast jedes Buch komplett gelesen und durchgearbeitet. Wer heute nach diesen Büchern sucht, findet hier die erforderlichen Infos. Allerdings sind Clipper Bücher kaum noch zu finden. - Meine Favoriten waren alle Sybex Bücher, die KRS Ordner, die Markt & Technik Toolboxen, sowie Clipper für Insider, die Bücher aus dem IWT Verlag und die unverzichtbare Schnellübersicht. - Absolute Fehlkäufe waren die Addison-Wesley Bücher und Data Becker und Chip Bücher. Am meisten ärgerten mich aber die überteuerten Addison-Wesley Bücher, die fast nie Disketten mit Sourcecodes hatten. Man musste immer alles abtippen. Daneben hatten sie teilweise schlechte Schreibstile. Inhaltlich wollten sie sich nach Außen von allen anderen Publikationen abheben, aber letztendlich war es doch immer nur Mittelfeld.

Die nachfolgend gezeigten Buchcover dienen der historischen Dokumentation

Clipper hatte ab 1984 mit 20 Jahren eine relativ kurze, aber doch sehr bewegte Zeit. Inzwischen sind Clipper Anwendungen allgemein nicht mehr zu finden. Windows Anwendungen haben Clipper den Rang abgelaufen und Nantucket/CA haben nie den Umstieg auf Windows geschafft. Nachfolgeprodukte wi CA dbFast, Realizer, Visual Objects (VO) waren entweder unausgereift, inkompatibel oder kamen einfach zu spät auf den Markt. Microsoft Access und später Microsoft Visual Basic und Visual Foxpro gruben allen anderen den Markt in diesem Segment ab. Der VO Nachfolger Vulcan blieb jedoch weitgehend unbekannt.

Wer einen würdigen Nachfolger zu Clipper suchte, fand ihn später in Harbour, xHarbour und dessen Nachfolgern wie xBase++
Die ersten Clipper Versionen waren:

• Nantucket Clipper Winter'84 - released May 25, 1985
• Nantucket Clipper Summer'85 - released 1985
• Nantucket Clipper Winter'85 - released January 29, 1986
• Nantucket Clipper Autumn'86 - released October 31, 1986
• Nantucket Clipper Summer'87 - released December 21, 1987

Danach wurde auf Versionsnummern umgestellt:

• Nantucket Clipper 5.00 - released 1990
• Nantucket Clipper 5.01 - released April 15, 1991
• Nantucket Clipper 5.01 Rev.129 - released March 31, 1992

Mit Version 5 kamen die ersten Funktionen zur Objektorientierung. Allerdings waren nur die von Nantucket bereitgestellten Objekte verwendbar. Für das definieren eigner Klassen brauchte es fremde Produkte wie Class(y). Clipper 5.01a war die erste wirklich stabile 5er Version.

Es folgten nun von Computer Associates weitere Clipper-Versionen:

• CA Clipper 5.01a -
• CA Clipper 5.20 - released February 15, 1993
• CA Clipper 5.2a - released March 15, 1993
• CA Clipper 5.2b - released June 25, 1993
• CA Clipper 5.2c - released August 6, 1993
• CA Clipper 5.2d - released March 25, 1994
• CA-Clipper 5.2e - released February 7, 1995
• CA Clipper 5.30 - released June 26, 1995, ab hier mit Windows 95 Unterstützung
• CA Clipper 5.3a - released May 20, 1996
• CA Clipper 5.3b - released May 20, 1997

Im Jahr 1992 war Nantucket von Computer Associates übernommen worden. Die Version 5.3 fiel zusammen mit der Verbreitung der Windows-Oberfläche. DOS Anwendungen wurden immer weniger nachgefragt. Computer Associates entwickelte darauf den Nachfolger von DOS-Clipper: Visual Objects for Clipper, kurz "VO" genannt. Somit war Anfang der 2000er nach 20 Jahren der Erfolgsweg von Clipper für DOS beendet. Firmen stiegen massenweise auf die grafische Oberfläche Windows um. Da VO aber nicht den erhofften Erfolg hatte, wanderten die Entwickler zu anderen Entwicklungsumgebungen ab. Dennoch gibt es auch heute noch Clipper Anwendungen. In XBase Foren finden sich heute die Entwickler.